Felipe Riding with the Time PedalsFelipe Riding with the Time Pedals

Time Road und MTB Pedale im Test

Produkttests

Hast du die Bemer Cyclassics am 20. August verfolgt? Dann hast du vielleicht gesehen, dass Mads Petersen vom Team Lidl-Trek mit seinen Time-Pedalen als Erster die Ziellinie überquert hat. Der französische Hersteller, der vor allem für seine Tour-de-France- und Weltmeisterschaftssiege in den 90er-Jahren mit Greg Lemond bekannt ist, meldet sich an der Spitze des Pelotons zurück mit beeindruckenden Erfolgen, darunter die diesjährige Tour de France Femme, und hat seit 2021 auch einen neuen Eigentümer: SRAM.

Um dem Time-Hype auf den Grund zu gehen, haben wir ein Testexemplar von Mads Pedersens Lieblingspedal, dem Xpro 10 Carbon erhalten. Auch für unsere MTB-Fans haben wir etwas von Time bekommen: die Time ATAC Speciale 8 MTB-Klickpedale. Wie schlagen sich die beiden Modelle auf der Straße und auf dem Trail, und worin bestehen die großen Unterschiede zu anderen Pedalen? Darum soll es im Folgenden gehen.

Xpro 10 Carbon – Am Rennrad

Die Pedale sind auffallend leicht (226 g) und die schmale, aber lange Form verleiht ihnen in Kombination mit dem glatten Finish einen schnellen und aggressiven Look.  Der Carbonkörper fühlt sich widerstandsfähig an und ist sehr gut und glatt verarbeitet. Das Pedal hat eine hohle Stahlachse und einen patentierten Klickmechanismus, auf den ich weiter unten näher eingehe.

Die Kontaktfläche ist groß, wie du an den Cleats sehen kannst. Die untere Abdeckung, die Platte und die Abdeckkappe des Körpers können alle online bestellt und im Falle eines Sturzes oder Aufprallschadens schnell ersetzt werden.

Ride: Liebe auf den ersten Klick.

Schon auf den ersten Klick wird klar, wie anders diese Pedale sind. Normalerweise musst du etwas Druck auf das Pedal ausüben, um die Kraft der Arretierungsfeder zu überwinden. Nicht so beim Xpro 10. Das liegt an dem patentierten Iclic Engagement System von Time: Die Platte bleibt „offen“, wenn du sie ausklickst, und schließt sich erst, wenn du sie wieder einklickst. Das macht die Nutzung sehr leicht und einfach. Als ich das Pedal zum ersten Mal benutzte, war ich erstaunt, wie schnell und einfach ich „klicken“ konnte. Die Kontaktfläche ist außerdem ziemlich groß, was die Kraftübertragung erleichtern soll. Der Auslösewinkel beträgt 15°. Im Auslieferungszustand liegt der Spielraum bei +/-5° (schräg) und 2,5 mm (seitlich), aber du kannst die Schuhplatten auch mit 0 {09776a9e527fe6e7777aceefa8f4e2f820982470cae700a67e7c7fb2d68155cf} Spielraum online kaufen.

Da das Pedal sehr leicht ist, dreht es sich nach dem Ausklicken nicht immer zurück, sodass du nicht immer weißt, was dich beim Einklicken erwartet. Das bedeutet, dass du manchmal nach unten schauen musst, während du wieder auf den Sattel steigst. Daran gewöhnst du dich aber ziemlich schnell.

Felipe’s Meinung

Die Ergonomie der Pedale ist das Markenzeichen von Time Pedalen und wenn du ein wenig im Internet recherchierst, wirst du viele Berichte von Hobbyfahrern und Profis finden, in denen sie beschreiben, wie Time Pedale ihnen bei ihren Kniebeschwerden geholfen haben. Da ich meistens mit Powermeter-Pedalen fahre, habe ich die Xpro 10 an einen Kollegen weitergegeben, der sich Sorgen um seine Knie machte und etwas qualitativ Hochwertigeres als Einsteigerpedale für sein brandneues Rennrad wollte. Er war auch etwas unsicher, wie schwierig es für ihn als Neuling sein würde, Rennradpedale zu benutzen, aber schon nach der ersten Fahrt waren diese Sorgen verflogen.

Das ist auch ein Grund für die klare Produktempfehlung: Das X Pro 10 ist ein leistungsstarkes Pedal, das nicht nur für erfahrene Radfahrer, sondern auch für Anfänger geeignet ist. Es ist leicht, einfach zu bedienen und sieht am Fahrrad toll aus.

Es ist ein sehr erschwingliches, renntaugliches Pedal, das dein Rennrad auf das nächste Level heben kann.

Time ATAC Speciale 8 – Am MTB

Wer mit langhubigen Mountainbikes unterwegs ist und die Vorzüge eines Klickpedals schätzt, kennt und fährt wahrscheinlich eher Produkte von Shimano oder CrankBrothers. Da ich mit beiden Systemen wohlvertraut bin, war ich besonders gespannt darauf, meinen Fuß zur Abwechslung mal auf ein Time ATAC Pedal zu stellen. Etwa ein halbes Jahr habe ich die ATAC Speciale 8 von Time nun getestet, und zwar mit mehreren Bikes und Schuhen. Von 100 Kilometer langen Gravelstrecken, Trailrunden mit meinem Enduro und sprungreichen Runs mit meinem Downhillbike im Bikepark war so ziemlich alles dabei. Aber der Reihe nach.

Das ATAC-System von Time ist mit allen Schuhen kompatibel, die eine klassische SPD-Aufnahme haben. Zur Wahl stehen grundsätzlich 10 Grad Easy-Cleats oder Standard-Cleats mit 13/17 Grad. Im Lieferumfang sind die Standard-Cleats enthalten, die für den MTB-Einsatz in jedem Fall empfehlenswert ist. Mit der 17-Grad-Einstellung bleibt man auch auf sehr ruppigen und kurvenreichen Strecken entspannt und kann sich angenehm drauf konzentrieren, die Line zu halten. Nach etwas Eingewöhnung funktionieren auch Whips ohne ungewolltes Ausklicken. Der Widerstand beim Drehen des Fußes ist sehr angenehm, viel definierter als beim CrankBrothers-System. Man fühlt sehr gut, ab welchem Punkt sich die Verbindung löst. Ein- und Ausklicken funktioniert nach wenigen Ausfahrten komplett intuitiv. Beides ist spür- und hörbar, allerdings nicht ganz so stark wie bei einem Shimano Saint- oder DX-Pedal.

Das ATAC-System fühlt sich so an, als hätte man eine perfekte Mischung aus beiden Welten. Schaut man sich die Pedale genauer an, bestätigt sich der Eindruck weiter. Time hat ebenso wie Shimano nur eine haltende, nicht rotierende Feder, allerdings auch eine Lasche, wie es bei CrankBrothers der Fall ist. So hat man einen recht großen Bereich, in dem die Lasche des Pedals den Cleat zum Einklicken festhalten kann. Definitiv einfacher als bei einem Shimano Pedal. Das ATAC-System funktioniert sensationell gut. So gut, dass ich mir sogar weitere Time-Pedale gekauft habe. Ist man nicht im Gelände unterwegs und kollidiert somit auch nicht mit Wurzeln oder Steinen, benötigt man keinen massiven Alupedalkörper. Dann wäre ein Pedal aus der XC- oder MX-Serie mit Sicherheit die bessere Wahl. Für den Trail- bis Downhill-Einsatz muss es jedoch ein stabiles Time DH4- oder Speciale-Pedal sein.

Das Speciale-8-Pedal verfügt über zwei in der Höhe einstellbare Pins, was den Halt positiv beeinflusst. Mit gerade mal 392 g sind die Pedale über 100g leichter als ein vergleichbares Saint-Pedal. Nach diesem Test würde ich mich nicht mehr für ein Shimano-Pedal entscheiden. CrankBrothers hat trotz des etwas schwierigeren und undefinierten Systems einen Vorteil, und zwar die Resistenz gegen Erde bzw. Schlamm. Vollblutracern würde ich daher weiterhin ein Mallet-Pedal empfehlen, allen anderen allerdings ein Time.

Nach diesem Test kann ich die Time ATAC Speciale-8-Pedale uneingeschränkt weiterempfehlen und freue mich darüber, sie nicht mehr abschrauben zu müssen.