Etnies Jameson Mid Crank auf dem PedalEtnies Jameson Mid Crank auf dem Pedal

Etnies Jameson Mid Crank MTB-Schuhe im Test

Produkttests

Nach über 30 Jahren Unternehmensbestehen und einer kometenhaften Entwicklung zum Weltmarktführer im Bereich Skateboarding wagt Etnies nun als eine der ersten Marken seiner Zunft den konsequenten Schritt in den Bike-Bereich. Wie es sich für einen Hersteller dieser Kragenweite gehört, wird dies mit einem gehörigen Knalleffekt vollzogen. So hat man sich mit dem fünfmaligen Red-Bull-Joyride-Gewinner Brandon Semenuk einen der talentiertesten und erfolgreichsten Freerider der letzten Jahre ins Boot geholt. Gemeinsam mit ihm hat Etnies die Crank-Serie konzipiert, deren erster Emporkömmling, der Jameson Mid Crank, sich nun anschickt, dem Branchenriesen mit den zwei Ziffern den Kampf anzusagen. Wie scharf schießt er tatsächlich? Das hat Julian für uns getestet.

Etnies Jameson Mid Crank auf dem Pedal

Jameson – war da nicht was?

Der Jameson stellt bereits seit Generationen eines der beliebtesten Modelle im Etnies-Portfolio dar.
Im Bereich Skateboarding und Streetwear bot er in der Vergangenheit durch sein cleanes, zeitloses Design und nicht zuletzt dank seiner hohen Vielseitigkeit immer wieder eine verlässliche Plattform für neue Farbentrends oder technologische Innovationen. Kein Wunder also, dass Brandon Semenuks Wahl für sein erstes Signature-Modell bei Etnies auf dieses unverwüstliche Schlachtross fiel.

Julian testet den Herausforderer

„Zur Ausgangslage: Gefahren bin ich in der Vergangenheit den ION Raid Amp sowie den Five Ten Freerider Pro. Beide Modelle sind generell anders konzipiert als der Jameson Mid Crank. Sie verfügen über weitaus steifere Sohlen, auf denen der Fuß eher aufliegt. Auch in Sachen Gummigemisch und Sohlenprofil unterscheiden sie sich grundlegend vom Etnies-Vertreter. Halt wird dem Fuß bei ION und Five Ten eher durch einen stabilen Oberschuh verliehen, wohingegen er in die Cupsohle des Jameson eingebettet wird. Das sorgt für einen niedrigeren Tiefpunkt und Stabilität durch die Außensohle. Größentechnisch ist er am ehesten vergleichbar mit dem Freerider und fällt tendenziell etwas größer aus als beispielsweise die Modelle von ION und Shimano. Getestet wurden die Schuhe auf KCNC AM Trap Pedalen.

Verarbeitung und Passform

Der Etnies Jameson Mid Crank strahlt mit jeder Faser Unverwüstlichkeit aus. Angefangen beim rauen, jedoch haptisch sehr angenehmen Wildleder über die doppelt und dreifach vernähten Oberschuh-Komponenten bis hin zu den Metallösen sowie der beschichteten Zunge werden dem geneigten Betrachter Robustheit und Langlebigkeit suggeriert.

Beim ersten Hineinfahren merkt man sofort, dass die Priorität des Schuhs darauf liegt, den Fuß zu stabilisieren. Er liegt von Natur aus eng an und ist daher besonders für normale bis eher schmale Füße geeignet. Dieses Tragefühl ist sicherlich nicht zuletzt der Pro Foam 1 Einlegesohle geschuldet, die sich der Fußform individuell anpasst, enormen Halt bietet und ein Herumrutschen im Schuh verhindert. Die im Gegensatz zur Skate-Variante des Jameson verstärkte EVA-Mittelsohle verleiht dem Schuh mehr Steifigkeit. Im Vergleich zu den etablierten Mitstreitern am Markt ist diese jedoch nach wie vor als eher weich und flexibel einzustufen. Die Sohle mit dem Etnies eigenen Geo-Hex Profil kennt man bereits von einigen Wintermodellen des Herstellers. Die Adaption auf einen Fahrradschuh macht durchaus Sinn, da sie auf dem Pedal für sicheren Halt sorgt, ohne dass sich die Metallpins ins Gummi bohren müssen. Gummistraps an der Zunge komplettieren das ‚Stabilitätsprogramm‘. Sie sorgen dafür, dass der Fuß möglichst wenig Spielraum im Innenschuh hat und maximieren die Kraftübertragung aufs Bike. Die Schnürsenkel sind beim ersten Gebrauch auffällig steif, sodass sich die Schnürung sehr oft löst. Nach ein paar Tagen werden sie jedoch flexibler und die Schleife sitzt somit auch fester.

Eine Thinsulate-Isolierung mit Scotchguard aus dem Hause 3M garantiert verlässlich warme Füße bei kühleren Temperaturen und schützt zusätzlich vor dem Eindringen von Wasser. Das Gesamtpaket wird durch eine PU-Innenseite abgerundet, die durch Kettenblatt und Pedale verursachte Schläge deutlich besser verkraftet als das Wildleder der restlichen Schuhoberfläche.

Der Etnies Jameson Mid Crank trägt sich insgesamt trotz seiner engen Passform sehr komfortabel und eignet sich auch für längere Strecken, ob zu Fuß oder auf dem Bike. Die erhältlichen Farbvarianten black, burgundy und stone wirken satt und dynamisch. Einen Knackpunkt im Auge des Betrachters stellt sicherlich die weiße Außensohle dar, die sowohl beim schwarzen als auch grauen Modell gewählt wurde. Bei einem Schuh, der hauptsächlich dafür vorgesehen ist sich durch Schlamm und Morast zu wühlen, ist diese Wahl definitiv schwer nachvollziehbar. Wer jedoch beispielsweise einen ION Raid schon mal nach ein paar Runden auf dem Trail begutachtet hat, wird wissen, dass weiße Sohlen mit fortwährendem Gebrauch allenfalls angrauen, aber keinesfalls durch chronische Verschmutzung verunstaltet werden. Und genau das verleiht einem gescheiten MTB-Schuh doch seinen Charakter, wenn wir mal ehrlich sind. Auch wird sich zeigen müssen, wie sehr sich die für Cup-Sohlen typischen Ablösungserscheinungen an den Außenseiten, die durch die natürliche Laufbewegung im Laufe der Zeit entstehen, ausprägen. In meinem Test hielt die Außensohle jedenfalls sämtlichen Belastungen eisern stand.

Etnies Jameson Mid Crank

Die Wahrheit liegt auf dem Trail

Schön anzuschauen, sauber verarbeitet und komfortabel zu tragen: Wie schlägt sich der Etnies Jameson Mid Crank jedoch in der Praxis? Die Erwartungen sind natürlich riesig. Ein namhafter Schuhfabrikant und einer der aufregendsten Freerider unserer Zeit setzen sich an einen Tisch und konzipieren einen Schuh. Das kann eigentlich nur gut gehen, oder?

Und tatsächlich: Der Jameson Mid Crank verrichtet vom Fleck weg einen soliden Job. Der Kontakt zum Pedal und die Kraftübertragung sind äußerst direkt. Erste Gedanken an einen Sicherheitsschuh – aufgrund der robusten Konstruktion und des festen Materials – verfliegen auf Anhieb. Erste Bedenken wegen eventueller Druckstellen oder Blasen ebenfalls. Genauso wie die erste Enttäuschung darüber, dass man durch bloßes Tragen des Schuhs nicht automatisch so gut ist wie Brandon ;). Bleibt festzuhalten: Der Schuh tut, was er soll und das Bike tut es auch!

Zwischendurch, am Berg oder bei Pausen, steht natürlich auch der ein oder andere Fußmarsch an. Kein Wegrutschen, kein lautes Abrollgeräusch, kein klobiger‚Gehgips‘. Per Pedes macht der Jameson Mid Crank durchaus auch viel Spaß. Der Fuß wird gut geführt und die Passform verhindert zuverlässig ein Umknicken auf unwegsamen Pfaden. Auf abschüssigem Terrain, sei es steiniger Untergrund oder Feld und Wiese – der Jameson Mid Crank greift auf jedem Boden und sorgt für Halt und Sicherheit.

Auf dem Pedal merkt man sofort, dass der Plan mit dem gewählten Sohlenprofil aufgeht. Die Sohle krallt sich hervorragend an die Plattform. Man hat nie das Gefühl eines Stabilitätsverlustes, auch bei stumpferen Pins. Für besten Grip eignen sich bei dieser Art Schuh jedoch eher Pedale mit feineren Pins, wie zum Beispiel die Sixpack Racing Millenium oder Hope F20.

Etnies Jameson Mid Crank in Action

Zum Ende des Tests zeigt auch die kalte Jahreszeit, dass auf sie Verlass ist und schickt einen ordentlichen Schauer gen Erde. Sehr gut, denke ich zur Abwechslung. ‚Water resistant‘ steht auf dem Schuh, jetzt wird sich zeigen, wie dicht er wirklich hält. Etwa eine halbe Stunde später bin ich wieder im Trockenen. Beim Ausziehen der Schuhe verraten es meine Socken: meine Füße waren es die ganze Zeit. Klar, monsunartige Regenfälle wird man auch mit diesem Schuh nicht mit einem lässigen Grinsen entgegentreten, aber das soll und will auch nicht der Anspruch des Jameson Mid Crank sein. Bei kurzen Fehltritten in tiefere Pfützen oder beim Durchfahren kleinerer Bäche sorgt der Jameson Mid Crank in jedem Fall dafür, dass der Fahrspaß in Folge nicht getrübt wird.

Julians Jameson-Mid-Crank-Fazit

‚Till The Wheels Fall Off‘ prangt auf der Innensohle des Etnies Jameson Mid Cranks. Tatsächlich hat man das Gefühl, dass wohl eher das Bike schlapp macht, als dass dich dieser Schuh im Stich lässt. Die Zusammenarbeit von Etnies und Brandon Semenuk funktioniert. Ein ‚All-Time-Classic‘-Schuh wurde mit sinnvollen und teilweise überraschenden Zusatzfeatures versehen, um ihn für den Sprung aufs Bike zu rüsten und seinem Besitzer ein direktes, präzises und sicheres Fahrgefühl zu vermitteln. Darüber hinaus erwies er sich dank seiner guten Dämpfung und des bequemen Fußbettes als absolut alltagstauglich.

Der Einstieg von Etnies ins MTB-Business kann ohne Zweifel als gelungen bezeichnet werden, weitere Modelle sind fürs Frühjahr 2019 geplant. Wir dürfen also gespannt sein, was sich Etnies noch alles einfallen lassen wird, um dem etwas eingeschlafenen Markt für Plattform-Schuhe eine gehörige Portion frischen Wind zu verleihen. To be continued …“