RockShox Monarch RC3 Debon Air HebelRockShox Monarch RC3 Debon Air Hebel

RockShox-Dämpfer im Vergleich

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Unser fahrender Technikspezialist Bungi ist auf der Strecke und bei der Arbeit natürlich ganz nah dran an der Gravity-Fraktion. Und gerade täglich am Telefon und in E-Mails bekommt er einen guten Einblick, was die Mountainbiker so bewegt und welche Fragen ihnen auf dem Herzen liegen. Federgabeln und Dämpfer stehen da hoch im Kurs. Klar, haben sie doch den größten Impact auf das Fahrwerk.

Bungi federt, dämpft und vergleicht!

„Nach dem Siegeszug von Luftdämpfern waren Dämpfer mit Stahlfeder plötzlich nur noch Dämpfungseinheiten, die bei krassen Downhill-Bikes zum Einsatz kamen. Aber warum eigentlich? Sind moderne Dämpfer mit Stahlfeder, auch Coil-Dämpfer genannt, wirklich so viel schlechter in der Performance? Oder ist die Leistung der Luftdämpfer so gut, dass man keinen Stahlfederdämpfer mehr braucht? Fragen über Fragen … Aufgrund meiner vorigen beruflichen Erfahrung, welche ich im Motorsport sammelte, weiß ich, dass die Dämpfung mit Stahlfedern eigentlich das Nonplusultra ist. Aber selbst im Downhill World Cup sieht man mittlerweile Luftdämpfer … Ist da also was durcheinander geraten?

Mehr als genug Argumente für einen schönen Vergleichstest! Also beschloss ich, dem Ganzen auf den Grund gehen. Und das natürlich mit meinem Custom-Testrad → ihr kennt es: das wunderschöne Radon Swoop 170.

LUFT: RockShox Monarch+ RC3 Debon Air

  • Zugstufe extern, 3-Positionen-Druckstufe (Open/Pedal/Lock)
  • Zugstufendämpfung: Rapid Recovery
  • Federeinstellung: Luftdruck via einzelnes Autoventil
  • Schaftdurchmesser: 10 mm
  • Feder: DebonAir
  • Material: Aluminium 7075 (Farbe: fast black)
  • Gewicht: ca. 355 g
  • UVP: 532 € → bei uns 339 €

STAHL: RockShox Vivid R2C Coil mit RockShox Stahlfeder 400lb x 216

  • Getrennte Zugstufeneinstellbarkeit für Anfang und Ende des Dämpferhubs
  • Low-Speed-Druckstufe
  • Federeinstellung: Vorspannung
  • Schaftmaterial: 7075 Aluminium
  • Gehäusematerial: geschmiedetes Aluminium
  • Gewicht: 410 g
  • UVP: 480 € → bei uns 299 €
  • Feder:
    • Stahlfeder für Kage und Vivid R2C
    • Federhärte: 400 lbs
    • Einbaulänge: 216 mm
    • Hub: 63 mm
    • Inkl. Aluminium Haltering
    • Gewicht: 668 g
    • UVP: 30 € → bei uns 22,95 €

Der Test: bloß keine gedämpften Erwartungen!

Vorab ein wenig Hintergrundwissen: Im Allgemeinen sagt man, dass ein Luftdämpfer progressiver arbeite, ein Stahlfederdämpfer verrichte die Dämpfungsleistung im Vergleich dazu eher linearer. Dass ein Stahlfederdämpfer schwerer ist als ein Luftdämpfer, das ist aktuell noch richtig – aber wer weiß, wie lange das noch gilt. Fox hat bereits einen Stahlfederdämpfer im Programm, den DH2X mit SLS-Feder, welcher gerade mal circa 100 g Mehrgewicht hat als eine Luftdämpfung. Was das alles letztendlich für die Performance auf verschiedenen Untergründen bedeuten kann, dazu später mehr.

Neben den Dämpfergehäusen und der Luft- bzw. Stahlfeder habe ich mir natürlich noch die passenden Dämpferbuchsen bestellt. Nachdem beide Dämpfer bei mir eingetroffen waren, startete ich damit, mir Gedanken über das jeweilige Setup sowie die Teststrecke zu machen.

Das Einstellen des Grundsetups ist bei beiden Dämpfern unterschiedlich. Beim Monarch+ stellte ich den SAG auf 25 {09776a9e527fe6e7777aceefa8f4e2f820982470cae700a67e7c7fb2d68155cf} ein, die Zugstufe von ‚Zu‘ aus gesehen 3 Klicks auf. Beim Vivid stellte ich einen SAG von 30 {09776a9e527fe6e7777aceefa8f4e2f820982470cae700a67e7c7fb2d68155cf} ein. Die Zugstufe auf Mittel, wobei die Low-Speed-Druckstufe 1 Klick weiter auf ist. Mehr zu Druck- und Zugstufen findet sich im Federgabeltest, wo ein paar grundsätzliche Sachen der MTB-Federei erklärt sind.

Ich bereitete die beiden guten Stücke soweit vor, dass sie eingebaut werden konnten. Zuerst montierte ich den Stahlfederdämpfer, da ich vor allem auf seine Performance neugierig war. Ehrlich gesagt, es war schon ein anderes Gefühl als bei Luftdämpfern, welche ich jahrelang fuhr. Gerade auf dem Wiesenstück und im oberen Teil des Waldes. Aber ab den Felsen und spätestens bei den Kickern war ich begeistert. Die ersten Abfahrten gewöhnte ich mich immer mehr an den Dämpfer und veränderte das Setup. Um eine relative Aussage treffen zu könne, fuhr ich drei Runs auf dem Trail und stoppte die Zeit.

Nun der Luftdämpfer. Einbauen und los ging es. Wie beim Stahlfederdämpfer fuhr ich zweimal den Trail, um das Setup zu verbessern. Dann ging es auf die Zeitenjagd. Auf der Wiese und im oberen Teil des Trails spielte der Luftdämpfer seinen Vorteil aus! Auf den Felsen und losen Steinen merkte ich dann doch, dass hier die Stahlfeder einen Performance-Vorteil hat. Bei den Kickern muss ich sagen, dass beide Dämpfer sehr gut arbeiten.

Zeiten lügen nicht, sie geben eine verlässliche Tendenz – was mich überraschte ist, dass am Ende der Stahlfederdämpfer doch der Schnellere von beiden war. Mag sein, dass meine Kräfte schwanden, als ich den Monarch fuhr – aber das Ergebnis und das Gefühl bestätigten es.

Innerhalb der Enduro-Saison tauschte ich die beiden Dämpfer regelmäßig aus, um zu schauen, wo welcher Dämpfer wirklich besser ist. Bei einem Rennen im alpinen Gelände war für mich die Stahlfeder erste Wahl, da er mir mehr Sicherheit nach den ganzen Drops, Stufen und Sprüngen vermittelte als der Luftdämpfer.

RockShox Vivid R2C Coil Ending Rebound

Und nun? Fazit

Ob jetzt Stahlfeder oder Luft besser dämpft, ist immer noch schwierig zu sagen – genau das, was ich ja ein wenig befürchtet habe. Durch die 3-Positionen-Druckstufe ist der Monarch+ die beste Wahl für Fahrer, die gerne Touren fahren und sich dann den Single-Trail runterstürzen. Aber auch der ein oder andere Bikeparkbesuch macht diesem Dämpfer keine Kopfschmerzen.

Je leichter die Stahlfederdämpfung wird, umso mehr eignet sie sich auch für das Enduro-Bike. Dementsprechend ist die Entwicklung der letzten Jahre nachvollziehbar: Nach dem Siegeszug der Enduro-Bikes sieht man auch immer mehr Fahrradhersteller, welche an diesen Stahlfederdämpfer verbauen. Je nachdem, in welche Richtung sie das Rad stoßen wollen: mehr Downhill oder mehr All Mountain?

Die beiden getesteten haben sich preislich nicht wirklich unterschieden. Gute Dämpfer sind nicht billig, doch mit den aktuellen Rabatt-Prozenten ist der Preis völlig in Ordnung.“

Vor- und Nachteile im Überblick

RockShox Monarch+ RC3 Debon Air

Pro

  • geringeres Gewicht
  • 3-Positionen-Druckstufe (Open/Pedal/Lock)
  • leichte Handhabung → gute Einstellbarkeit

Contra

  • höhere Trägheit nach vielen nacheinander folgenden Stufen, Absätzen, Sprüngen, Wurzeln →
  • Wärmeanfälligkeit
  • viele Dichtungen (die benötigen Service …)

RockShox Vivid R2C Coil

Pro

  • klarer Performancegewinn bei vielen nacheinander folgenden Stufen, Absätzen, Sprüngen, Wurzeln
  • sehr gute Bodenhaftung
  • kaum Wärmeanfälligkeit
  • einfacher Aufbau (sehr freundlich im Service)

Contra

  • wesentlich höheres Gewicht
  • nicht für alle Rahmen geeignet
  • keine Blockierung des Dämpfers (bei diesem Modell) möglich