SRAM X01 Eagle AXS SchaltwerkSRAM X01 Eagle AXS Schaltwerk

SRAM X01 Eagle AXS im Test

Produkttests

SRAM lässt es 2019 richtig knallen. Der Komponentenspezialist stellt eine bahnbrechende Neuheit nach der anderen vor und schlägt damit ein atemberaubendes Tempo an. Die jüngsten Streiche: X01 & XX1 Eagle AXS. SRAMs berühmte Eagle verbindet sich mit AXS und bekommt damit einen ganz neuen Zugang! Die 1-fachheit mit den 12 Ritzeln hinten verzichtet nach dem Umwerfer jetzt auch auf den Schaltzug. SRAM hat aber nicht einfach nur seine Top-MTB-Schaltgruppen überarbeitet und zu elektronischen Varianten gemacht: Nein, es hat sich viel mehr getan. Die SRAM-Ingenieure haben erst einmal AXS erfunden! Hier bekommen wir es nicht mit einer Schaltung oder Bauweise zu tun, sondern mit der neuen elektronischen Integrationsplattform von SRAM. Plattform heißt bei SRAM, dass hier eine Basis entstanden ist, auf der nicht nur eine Schaltgruppe steht, sondern alles künftige elektronische Equipment. Die SRAM-Plattform AXS bedeutet Kompatibilität in Sachen Kommunikation und Energieversorgung – und ist nicht beschränkt auf einzelne Komponenten. Sie wurde nicht ausschließlich für Mountainbike oder Rennrad entwickelt, AXS läuft auf beidem.

SRAM X01 Eagle AXS Action

Und es geht sogar noch weiter: Der AXS-Kosmos ist nicht nur auf SRAM-Komponenten limitiert, er wurde zudem auf die Marken ausgeweitet, die zu SRAM gehören. So ist beispielsweise auch die neue elektronische RockShox-Sattelstütze Reverb Teil der AXS-Familie. Und sie ist nicht nur in der Lage, mit dem AXS-Schalthebel von SRAM zu kommunizieren, nein, ihr Akku könnte auch das Schaltwerk mit Strom versorgen: Sprich, der Akkutausch ist kein Problem! Die Funktionalität der Plattform spiegelt im Übrigen auch der Name wider, der nicht Buchstabe für Buchstabe ausgesprochen wird, sondern „Access“, zu Deutsch Zugang bzw. Zugriff. AXS bietet aber nicht bloß einen neuen Zugang zu den Komponenten, es erlaubt selbst auch einen neuen Zugriff auf sich selbst: Und der kommt, heutzutage beinahe nicht anders zu erwarten, via App zustande. Hier können Einstellungen vorgenommen werden und es lassen sich Nutzungsdaten einsehen. AXS als Plattform ist der Startschuss für eine kleine elektronische Fahrradkomponenten-Revolution. In Zukunft werden also noch weitere Teile zur AXS-Familie dazustoßen und das elektronische SRAM-Universum erweitern.

Aktuell beschäftigen wir uns aber erst einmal mit SRAMs erster elektronischer Schaltvariante fürs Mountainbike. Bungi war so nett, seine ersten Eindrücke mit uns zu teilen! Vorab allerdings …

… die wichtigsten Features im Überblick

Die neuen Eagle-AXS-Schaltwerke sind nicht einfach nur elektronische Varianten der mechanischen Geschwister, sondern sie wurden völlig neu entwickelt und unterscheiden sich von diesen in der Bauweise. Nicht nur ein kleiner Elektromotor ist hier platziert, auch die Steuereinheit sitzt im Schaltwerk. Dass es eine völlig neue Konstruktion ist, wird auch daran deutlich, dass es nach unten 1 cm kürzer ist, was mehr Bodenfreiheit zur Konsequenz hat. Zudem ist das Schaltwerk ein Stück nach vorne gerückt, so dass die Kette das Ritzel mehr umschlingt. Diese Neuerung zieht eine bessere Führung der Kette nach sich. Das führe auch zu weniger Verschleiß, erläuterte Andi von SRAM uns im Video.

Ein Thema mit dem sich SRAM bei einer elektronischen Schaltung fürs Mountainbike konfrontiert sah, sind mögliche Schläge, denen das Schaltwerk ausgesetzt ist. Steine, Bäume und Gestrüpp in der Fahrspur sind beim MTB, im Gegensatz zum Rennrad, keine Seltenheit. Das empfindlichste Teil im Gebilde ist der Schaltmotor, der über ein Getriebe für den gewählten Gang sorgt. Um dieses elementare Problem zu lösen, hat SRAM die Overload Clutch entwickelt. Wirken zu große Kräfte auf das Schaltwerk ein, wird diese „Kupplung“ aktiv und das Schaltwerk kann sich frei bewegen. Praktischerweise kehrt es anschließend wieder in den vorher gewählten Gang zurück. Nicht nur der Motor, sondern auch das Schaltwerk an sich sowie das Schaltauge profitieren davon natürlich.
In Sachen Übersetzungsbandbreite hat sich nichts verändert, die elektronische Eagle kommt wie gewohnt mit der 10-bis-50-Zähne-Kassette auf 500 %. Die Akkulaufzeit soll laut SRAM 25–40 Stunden betragen, womit natürlich die reine Fahrzeit gemeint ist. Sowohl der Schaltcontroller als auch der Controller für die Sattelstütze werden mit einer Knopfzelle betrieben und sollen es auf zwei bis drei Jahre Betriebszeit bringen, da sie wenig Energie verbrauchen.

SRAM X01 Eagle AXS Schaltwerk

Auch Staub, Dreck und Regen können den elektronischen Eagles nichts anhaben. Sie erfüllen mit IP69K den höchsten Industriestandard, den es im Bereich Staub- und Wasserschutz gibt. Ebenfalls kein Thema um das man sich sorgen muss: die Funkverbindung. Ein eigenes Funkprotokoll garantiert eine sichere Übertragung, die nicht manipuliert werden kann. Neben der Kommunikation im AXS-Netzwerk ist es der elektronischen Eagle möglich, via ANT+ und Bluetooth Daten zu kommunizieren. So wird die Verbindung zur App als auch zu Radcomputern möglich.
Neu entwickelt ist selbstverständlich das Bedienelement zur Schaltung. Wir haben es hier nicht mehr mit einem klassischen Schalthebel zu tun, sondern mit einem Controller, der sich am besten als Schaltwippe beschreiben lässt. Dann mal ran ans Bike mit den Teilen!

SRAM X01 Eagle AXS Montage

Bungi montiert die X01 Eagle AXS

„Endlich hat SRAM es getan: Auch im Mountainbike-Segment gibt es jetzt elektronische Schaltgruppen. Die X01 richtet sich, daran hat sich nichts geändert, an Fahrer, die es härter auf dem Trail angehen lassen. Als Enduro-Pilot habe ich darauf lange und sehr sehnsüchtig gewartet. Umso mehr freute ich mich darüber, dass ich die Möglichkeit bekam, einen gehörigen Teil der neuen AXS-Komponenten an einem Radon JAB zu verbauen. Neben der X01-Eagle-AXS-Schaltgruppe, die letztlich allerdings nur aus Schaltwerk und Schalthebel besteht (den Umwerfer hat es ja schon lange weggerafft), war dies auch die RockShox Reverb AXS. Hier wird auch direkt klar, was mit Plattform gemeint ist: Die Sattelstütze lässt sich ganz simpel in das elektronische System integrieren. Abseits der Möglichkeit, dass die Komponenten in Sachen Kommunikation auf der gleichen Wellenlänge sind, ist auch der Akku untereinander kompatibel. AXS schafft hier wirklich ganz neue Möglichkeiten.

Der Einbau der Komponenten könnte einfacher nicht sein. Das Fehlen der Züge macht die Sache super easy. SRAM hat wirklich darauf geachtet, dass der Endverbraucher alles problemlos verbauen kann. Na klar ist die Technologie, die in solchen elektronischen Fahrradkomponenten steckt, sehr komplex. Aber das heißt ja nicht, dass dies auch für den Anwender gelten muss. Sehr lobenswert!
Wie im Video zu sehen, habe ich Controller und Schaltwerk (mit dem entsprechenden Drehmoment) angeschraubt. Um die Kette leichter aufziehen zu können, kann das Schaltwerk in ausgezogener Position festgestellt werden (ist Standard bei SRAM und mega praktisch!). Nun die Kette durchziehen, verschließen, Feststellmechanismus raus und schon können Controller und Schaltwerk gekoppelt werden. Es folgten die letzten Einstellungen, die über drei Begrenzerschrauben erledigt werden. Man nimmt sich die SRAM-Schaltwerkslehre zur Hand (wie im Video zu sehen) und kontrolliert den Abstand des Schaltwerks zum Ritzel – gegebenenfalls wird an der sog. B-Schraube nachgestellt. Jetzt muss man nur noch die Endanschläge high und low überprüfen und, wenn nötig, auch ein wenig nachstellen. Fertig! Die Feinjustierung macht die Schaltung ganz von selbst. Unglaublich, aber wahr.

Bei der Sattelstütze ist es ähnlich unkompliziert: Sie wird mit etwas Carbonpaste in den Rahmen eingesetzt und mit der Klemme justiert. Hier sollte der Drehmoment der Sattelstützenklemme unbedingt beachtet werden. Richtig geil: die Sattelaufnahme. Der Klemmmechanismus des Sattels funktioniert über eine seitliche Aufnahme, mit welcher der Sattel easy montiert werden kann. Hier fallen weder die Oberschale noch die Schrauben oder Kontermuttern laufend runter. Um die Sattelneigung zu justieren, gibt es vorne eine Schraube. Alles in allem lässt sich der Sattel also sehr leicht montieren und noch einfacher einstellen. Zu guter Letzt wird dann noch der Sattelstützen-Controller am Lenker angebracht, und zwar auf der linken Seite. Zum Verbinden der beiden Teile muss nur noch das Knöpfchen gedrückt werden und schon schießt die Stütze raus! Bäämmm …

Mit der App konnte ich die Controller-Einstellung programmieren. Es ist möglich, die einzelnen Funktionen (Schaltung hoch/runter und Sattelstütze raus) individuell auf die drei vorhandenen Knöpfe zu verteilen und sich das Cockpit zu personalisieren. Die Funktionalität des Sattelstützen-Controllers unterscheidet sich nicht von Stützen mit Leitung. Ist die Stütze eingefahren und der Knopf wird gedrückt, fährt sie hoch. Umgekehrt das Gleiche, nur zusätzlich mit Zuhilfenahme des Körpergewichts: Knopf drücken, draufsetzen und die Stütze fährt ein.

SRAM X01 Eagle AXS Kassette

Dann hieß es: Ride!

Der erste Fahrt verlief ohne Probleme! Die Schaltung war perfekt eingestellt, die Gangwechsel waren, wie von SRAM nicht anders gewohnt, sauber und super schnell! Nach Betätigung des Controllers ist der Gang wirklich sofort drin. Man spürt förmlich die Präzision, mit der die Kette auf das Ritzel geführt wird und sofort perfekt drauf sitzt. Auch unter Volllast geht das Schalten mühelos vonstatten. Regen und Matsch konnten dem Schaltkomfort nichts antun. Auch der Sattelstütze machte Matsch und hochgewirbeltes Spritzwasser nichts aus.

Was ich zudem direkt sehr genossen habe: den super cleanen Lenker. Das Fehlen der Züge. Nicht nur bei der Montage macht das alles einfacher, auch beim Fahren bringt die Aufgeräumtheit Vorteile mit sich. Ich kann es nicht leugnen: Eagle und AXS sind für mich ein Traumpaar!“