SRAM Red eTap SRAM Red eTap

SRAM Red eTap und Garmin-Sensoren im Test

Produkttests

Um genau zu sein, ist dies hier kein „Franz testet“ … sondern zur Abwechslung mal ein Zweiertest! Der Hintergrund: unser firmeneigenes Testbike! Ja, es war wieder unterwegs. Bereits im Frühjahr 2018 kam die Idee auf, ein zwischenzeitliches Abnahmemuster eines künftigen Rahmens, also einen Prototyp, mit Highlights in Sachen Komponenten auszurüsten und zum Firmentestrad zu machen.
Der Rahmen ist vom Grundsatz her der vom Vaillant, ein paar Details sind in der Endversion allerdings anders, so z. B. die Ausfallenden. Zudem ist die finale Farbgebung eine andere. Aber er ist natürlich, wie der Vaillant-Rahmen, ein absolutes Leichtgewicht. Das Rahmenset wiegt genau 1263 leichte Gramm in Rahmengröße 53 (cm). Die Ausstattung unterscheidet sich allerdings komplett vom Vaillant: Neben den Zipp-Komponenten, die bereits Gegenstand eines Tests waren, befindet sich an dem Rad SRAMs Red eTap in der Version mit hydraulischen Scheibenbremsen, die wir uns jetzt vorgenommen haben. Und ein Garmin Edge 1030, um zu testen, ob die vom Rad produzierten Daten auch wirklich angezeigt werden können. Unsere Regelung für das Radon-Testrad: Wer das Rad fahren möchte, kann es mitnehmen und nach Belieben Kilometer machen und testen. Das haben unter anderem Guido und Franz gemacht.

 SRAM Red eTap

SRAM Red eTap – elektronisch unterwegs!

Franz: „Keiner von uns war vorher eTap gefahren, und auch unsere elektronische Erfahrung insgesamt hielt sich in Grenzen. Klar, die mechanischen Varianten von Campagnolos Super Record bis zum Dreiergespann von Shimano(105, Ultegra, Dura Ace) über SRAMs Red kennen wir zur Genüge – aber elektronisch, nein. Und wir geben es gerne zu, sowohl Guido als auch ich: Wir gehörten auch zu der Fraktion, die sich die Frage stellte, ob das denn wirklich sein muss? Alles war doch okay ohne Elektronik und Akku …
Natürlich haben wir schon viel drüber gelesen und gehört: viel Positives, aber auch kritische Stimmen. Und man hat tatsächlich auch schon von Leuten mitbekommen, denen der Saft ausgegangen ist … 🙂 Aber gut, dass man eine elektronische Gangschaltung laden muss, das verwundert ja nicht.

Was ist genau dran: Die 2×11-fach-Kurbel haben wir im Standard-Setup mit 53/39 Zähnen gewählt. Bei der Kassette haben wir uns die Red XG-1190 11-fach Kassette in der Abstufung 11 – 32 entschieden. Bei der Kette ist das Mittel der Wahl die Red 22 11-fach – also die ganz normale Red-Kette! Aber bis auf Schaltwerk, Umwerfer und Schalt-Bremshebel sind ja alles normale Red-Komponenten.“

Guido: „Das besondere bei eTap ist, dass das System über keinen zentralen Akku verfügt. Jedes Bauteil hat einen eigenen Akku, der es mit Strom versorgt. Auf jeden Fall sieht das Rad ohne die ganzen Kabel noch mal viel aufgeräumter aus, wie z.B. bei den Mitbewerbern Di2 von Shimano oder die EPS von Campagnolo. Diesen Pluspunkt nimmt der Schaltung niemand. Das machte auch die Montage wesentlich einfacher.“

 SRAM Red eTap Umwerfer

Die Montage der SRAM Red eTap

Montiert hat die Schaltung unser Bungi, ein absoluter Fachmann beim Schrauben. Bungi: „Das Ganze ist überhaupt kein Hexenwerk! Man sollte nur drei Dinge beachten: Die Ausrichtung des Schaltkäfigs braucht Präzision. Er hat zwei Markierungen, die exakt zum Kettenblatt ausgerichtet sein müssen. Das geht im Übrigen ohne Kette besser!

Und zweitens: Die eTap muss gepaart werden. Das bedeutet, den Komponenten muss einmal mitgeteilt werden, dass sie von nun an zusammengehören. Nur dann werden sie zukünftig ordentlich miteinander kommunizieren. Die Steuereinheit ist im Schaltwerk. Jedes Bauteil hat einen eigenen Knopf, den man drücken muss. Man betätigt einmal den Knopf am Schaltwerk und wartet, bis die LED grün blinkt. Danach kommen die anderen Komponenten: Man drückt den Knopf an den beiden Schaltbremshebeln und am Umwerfer jedes Mal so lange, bis der Blinkrhythmus der LED am Schaltwerk zunimmt. Das war es dann auch schon.

Die dritte Besonderheit betrifft die Feinjustierung des Schaltwerks. Nachdem die Endanschläge eingestellt worden sind, wird das Schaltröllchen exakt unter eins der Ritzel positioniert. Nun wird der Knopf an der Rückseite des benötigten Schalthebels gedrückt und beim Schalten gehalten. Fertig!“

 SRAM Red eTap Schalthebel

Unsere eTap-Eindrücke

Guido: „Meine Skepsis hat sich komplett in Luft aufgelöst. Mittlerweile bin ich sogar Fan von elektronischen Schaltungen. Mein klares Urteil zu SRAMs elektronischer Rennradschaltung: Die eTap ist für mich einfach zu Ende gedacht. Es ist eine perfekte elektronische Schaltung, die sehr gut funktioniert. Eigentlich ist damit auch schon alles gesagt. Ich persönlich würde die eTap jederzeit einer mechanischen Schaltung vorziehen.“

Franz: „Oh Gott, diese Schaltpräzision! So etwas habe ich noch nicht erlebt. Man betätigt den Schalthebel und bumm ist der Gang drin. Immer. Und zwar immer perfekt, ohne Ausnahme. An das neuartige Schaltsetup hat man sich auch schnell gewöhnt. Das Schaltwerk wird nämlich auch mit dem linken Hebel betätigt. Links wird runter geschaltet, rechts hoch. Um das Kettenblatt zu wechseln, drückt man beide Schalthebel gleichzeitig. Das funktioniert, da es ja bei zwei Kettenblättern immer nur eine Möglichkeit gibt.“

 SRAM Red eTap Schaltwerk

Die Garmin-Integration

Franz: „Nachdem ich den 1030 angeschlossen hatte, lief die Kopplung der elektronischen Komponenten eigentlich komplett von alleine. Ohne Probleme fand der Fahrradcomputer die Sensoren für Trittfrequenz und Geschwindigkeit. Und auch die eTap hat er sofort angezeigt. Das übersichtliche Menü für einen Sensorenüberblick bestätigte dies. Nun musste man nur noch die Anzeige so einrichten, dass alles im Blick ist. Das ist auch kein Problem. Und dann geht‘s ab: Der 1030 zeigt einem mit einem schönen Balkendiagramm, in welchen Gang man sich befindet. Zudem wird auch noch in Zahlen dargestellt, wo man ist: 2/11 z. B. … Das ist wirklich toll. Den regelmäßigen Blick aufs Schaltwerk hinten muss ich mir jetzt erstmal abgewöhnen :-)“

HDR – mit Scheibenbremsen unterwegs

Wir haben das Rad ja mit der eTap HDR ausgestattet, also in der Variante mit hydraulischen Scheibenbremsen. Die Scheibenbremsen haben beide einen Durchmesser von 160 mm und sorgen für viel Bremspower. Ein separates Urteil zum Thema Rennrad und Scheibenbremse wollen wir nicht vorenthalten.

Guido: „Eigentlich gehöre ich auch zu der Fraktion, die immer gesagt hat, Scheibenbremsen auf dem Rennrad braucht kein Mensch. Ich war also gespannt, wie sich das Bremsen anfühlt – gerade bei unterschiedlichen Witterungsverhältnissen. Nach einigen Radausfahrten gehöre ich nun zu den Bekehrten und komme beim Thema Bremsschreiben am Rennrad zu folgendem Schluss: Es ist auf jeden Fall sicherer und man kann die Bremsleistung viel besser dosieren als bei der Felgenbremse. Die bessere Bremsperformance bergab macht wirklich Freude. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass das Gewicht höher ist. Und auch die Optik ist natürlich eine andere, für mich gar gewöhnungsbedürftig. Zudem sind die Folgekosten einer solchen Bremse zu bedenken. Aber da es der Performance und der Sicherheit dient, ist das hinnehmbar. Für mich ist jedenfalls dennoch klar, dass dieses Bremssystem das Beste am Rennrad ist, das ich je gefahren bin!

Franz: „Ich war vorher noch nie mit Scheibenbremse unterwegs. Und ich hatte auch ganz klar Berührungsängste, denn allein das technische Setup ist eben wieder etwas Neues, womit man sich beschäftigen muss. Aber wenn man das einmal getan hat, dann kommt man in den Genuss eines komplett neuen Bremsverhaltens. Und das ist einfach eine Wucht. Höchstpräzise, sehr zuverlässig – und vor allem bei Nässe ist die Scheibe der Felgenbremse meilenweit voraus!“