In diesem Jahr ging es noch mal eine Woche früher als im vergangenen Jahr zum Cape Epic nach Südafrika. Paul und Niclas reisten genau zwei Wochen vor dem Start zur 20. Ausgabe des Cape Epics nach Stellenbosch, um sich vor dem Rennen zu akklimatisieren, den ein oder anderen Streckenabschnitt zu inspizieren und das Fahrrad auf die vorherrschenden Bedingungen abzustimmen. Die beiden waren in der Zeit vor dem Rennen bei einer Physiotherapeutin untergebracht, die sie beim letztjährigen Cape Epic kennengelernt hatten. So konnten sie nicht nur von der ein oder anderen Behandlung nach dem Training, sondern auch von Einblicken in den südafrikanischen Alltag profitieren.
Inhalt
Das Rennen
Das Absa Cape Epic ist eines der berühmtesten Rennen im MTB-Kalender. Jedes Jahr gehen die besten Marathon- und auch viele Cross-Country-Fahrer sowie Hunderte Amateure am Start, um die acht Etappen durch staubiges und heißes Terrain im Zweier-Team in Angriff zu nehmen.
Das Rennen startete am Sonntag mit einem fürs Cape Epic typischen Prolog in Lourensford. Die Fahrer des Profifelds gingen als Letzte, also gegen 12:30 Uhr, auf den 26 Kilometer langen Parcours.
Prolog
Pauls Kommentar zum Prolog: „Wir haben ein eher konservatives Tempo angeschlagen. Leider hat gestern pünktlich zum Start des Rennens bei Niclas der berüchtigte stomach bug zugeschlagen, daher wollten wir es heute bei der Hitze nicht übertreiben. Es kommen noch genug schwere Etappen.“
Nach der Etappe mussten schnell alle Sachen gepackt werden und es folgte der Umzug zur nächsten Unterkunft ins Landesinnere nach Riebeek-Kasteel. Von hier aus konnten – in Verbindung mit einer Autofahrt von jeweils etwa 30 Minuten – die Etappen 1 bis 5 abgedeckt werden. Ab Montag klingelte jeden Morgen um 4:30 Uhr der Wecker. Das hieß Frühstück, Flaschen und Klamotten einpacken und Abfahrt zum jeweiligen Startort der Etappe.
Etappe 1: Niclas‘ Kommentar.
„Am Anfang waren alle sehr nervös. Auf den ersten 500 Metern gab es direkt einen Sturz im Feld, an dem wir zum Glück noch unbeschadet vorbeikamen. Danach konnte sich das Feld langsam sortieren. Leider hatte ich bei etwa der Hälfte der Etappe hinten einen Platten; der Zeitverlust hielt sich aber in Grenzen, da wir kurz danach an einer Tech-Zone das Laufrad wechseln konnten. Auf der zweiten Etappenhälfte kamen dann drei lange Anstiege. Paul hat mich da ganz schön geknechtet. Durch die steigende Hitze und etwas zu wenig Flüssigkeitszufuhr habe ich nach hinten raus Krämpfe bekommen, aber wir sind insgesamt solide durchgekommen.“
Etappe 2: Pauls Kommentar.
„Heute war ein sehr schwerer Tag für uns. Niclas ist heute Morgen mit starken Bauchschmerzen aufgewacht. Gestern dachten wir noch, er wäre in Sachen stomach bug noch mal glimpflich davongekommen, dem war aber leider nicht so. Über den ersten langen Anstieg sind wir noch halbwegs gut platziert drübergekommen, danach ging leider für 2 Stunden gar nichts mehr. Mein Sigma hat nicht mal ansatzweise Werte im Renntempo-Bereich angezeigt und trotzdem musste Niclas schwer kämpfen, überhaupt dranzubleiben. Irgendwie ist kein Gel und kein Iso angekommen, er war energetisch komplett leer. Nach hinten raus sind dann die Beine aber doch langsam noch mal aufgegangen und wir konnten noch einige Platzierungen rausholen. Trotzdem waren wir heute im Vergleich zur direkten Konkurrenz von gestern mehr als 20 Minuten langsamer. Das wird ein hartes Stück Arbeit, das in den nächsten Tagen noch mal wettzumachen.“
Etappe 3: Niclas‘ Kommentar.
„Heute morgen bin ich – genau wie gestern – mit Bauchschmerzen aufgewacht. Das macht es echt nicht leichter, das Frühstück runterzubekommen. Heute war die einzige Transferetappe des diesjährigen Cape Epics, es ging von Tulbagh nach Wellington. Wir hatten anfangs wieder ein wenig Pech, direkt in der Startphase hat mein Vorderreifen Luft verloren. Da ging es über eine breite Straße, auf der man schön im Feld hätte mitrollen können, leider mussten wir das Feld stattdessen ziehen lassen und alleine gegen den Wind fahren. Erst als es dann in den ersten Anstieg ging, haben wir langsam Team um Team wieder eingeholt. Bis zum Bainskloof Pass waren wir in verschiedenen Gruppen unterwegs, sind aber die meiste Zeit unser eigenes Tempo gefahren und haben so immer wieder Teams hinter uns gelassen. Über den Bainskloof Pass, eine asphaltierte Straße, sind wir mit Team Bulls im Schlepptau gefahren. Hier zusammen mit einem Fahrer, der das Rennen schon mal gewonnen hat, zu leiden, war etwas ganz Besonderes für mich. Am Ende der Etappe ging es Paul nicht mehr so gut und wir mussten ein wenig Tempo rausnehmen, dennoch sind wir mit dem Ergebnis nach der Etappe gestern sehr zufrieden.“
Etappe 4: Pauls Kommentar.
„Die Königsetappe wurde wegen der extremen Temperaturen von bis zu 40 °C am Nachmittag auf 73 Kilometer verkürzt. Wir sind diese Etappe vorher beinahe komplett abgefahren und wussten daher, dass es trotzdem echt schwer wird. Ich hatte heute nach dem harten Ende der Etappe von gestern wieder ganz gute Beine und auch Niclas konnte mit einem gleichmäßig hohen Tempo die ersten drei Anstiege gut hinter sich bringen. Der vierte und letzte Anstieg mit fast 900 Höhenmetern am Stück – und das nahezu ausschließlich über Trails – war mit Abstand der längste und schwerste des Tages. Niclas hat sich auch hier perfekt gepaced und grade auf dem letzten Drittel das Anstiegs konnten wir noch einige Teams einsammeln. Es folgte eine superlange Abfahrt und wir konnten mit Platz 21 letztendlich unser bestes Tagesergebnis für dieses Cape Epic einfahren.“
Etappe 5: Niclas‘ Kommentar.
„Ein letztes Mal noch in Wellington, bevor es ab Morgen in Stellenbosch schon langsam Richtung Finale geht. Die Etappe heute war bis jetzt nach dem Prolog die kürzeste: 70 Kilometer mit einem ständigen Auf und Ab. Für Paul haben heute die langen Anstiege gefehlt, nach der bisherigen Woche war es für ihn der härteste Tag, da er heute seine größte Watt-zu-Kilogramm-Stärke kaum ausspielen konnte. Wir sind trotzdem gut durchgekommen und ich bin froh, dass es jetzt nach Stellenbosch geht.“
Etappe 6: Pauls Kommentar.
„Heute war der schlechteste Tag der Woche für mich. Von Anfang an hatte ich das Gefühl, dass alle um mich herum über Nacht noch mal komplett neue Beine bekommen haben und durch den Orts- und Temperaturwechsel noch mal ganz neue Motivation. Bis zur Hälfte der Etappe waren wir gut platziert, dann ging es Niclas auf einmal sehr schlecht und er musste sogar einen kurzen Stopp im Gebüsch einlegen. Danach ging es bei ihm langsam wieder besser, bei mir gingen jedoch gleichzeitig die Lichter immer mehr aus. Die Etappe schien nicht enden zu wollen und es war echt ein sehr, sehr zäher Tag. Leider haben wir heute noch mal einiges an Zeit liegen lassen und dadurch ein paar Plätze im Gesamtklassement verloren. Ich hoffe, die Stunde mehr Schlaf wird sich morgen auszahlen.“
Finale: Niclas‘ Kommentar.
„Die Strecke von heute kannten wir beinahe komplett aus dem Training. Die Trails in Jonkershoek und auf dem Weg zum G-Spot Trail sind auf einer normalen Trainingsrunde ein absoluter Traum, mit knapp 600 Kilometern in den Beinen und Armen sieht das, je nach Tagesform, allerdings ganz anders aus. Zum Glück hatten wir beide heute noch mal richtig gute Beine und durch die Begleitung eines anderen deutschen Teams auch noch mal richtig Spaß. Einige Teams haben die Etappe von heute anscheinend unterschätzt und gestern schon alles, was noch übrig war, rausgehauen. So konnten wir heute noch mal ein paar Positionen im Klassement gutmachen.“
Fazit
„Wir sind den Umständen entsprechend zufrieden mit dem Ergebnis. Ohne stomach bug und die beiden Tage, an denen wir dadurch viel Zeit verloren haben, wäre ganz klar ein besseres Ergebnis möglich gewesen, aber so ist das eben beim Cape Epic. Wir konnten uns auf der Strecke immer auf unsere Bikes verlassen. Platten gehören beim Cape Epic zum Geschäft und bis auf 2 neue Mäntel und tägliches Kettewachsen war kein weiterer Eingriff am Bike nötig.“