Die richtige Schaltgruppe für mein Bianchi Oltre zu wählen, war kein Zuckerschlecken. Das Rad ist auf Aero und Speed ausgelegt, mit einem Look, als wäre es direkt aus einem Sci-Fi-Raumschiff-Designbuch. Trotz all der Aero-Features wollte ich ein leichtes Rad haben. Nachdem ich jahrelang mit Campagnolo gefahren bin und alle SRAM-Neuheiten ausprobiert habe, habe ich mich entschlossen, der Marke aus meiner Profizeit noch einmal eine Chance zu geben und endlich die Dura-Ace Di2 R9200 zu testen. Wenn selbst Pogačar 2024 zu Shimano zurückgewechselt ist, warum nicht auch ich? Zusammen mit den DT Swiss Arc 1100 60/80 Laufrädern bringt es das Bike auf federleichte 7 kg – gar nicht übel für ein Aero-Bike.
Inhalt
Schalten: Selbst unter Last – Schnell und Präzise
Die Schaltung der Dura-Ace Di2 R9200 überzeugt auf ganzer Linie. Egal, ob im Sprint oder bei langen, schnellen Strecken, das System reagiert blitzschnell und präzise – auch unter Belastung. Die Gangwechsel sind fließend. Ich habe mich für die Kombination aus 52×36 Kettenblättern und einer 11-34 Kassette entschieden, um maximale Power leisten zu können. Das 54×40 stand zwar auch zur Wahl, aber hier im Ahrtal muss selbst mein Aero-Bike bergtauglich bleiben. Ob ich das Tempo halte oder die jungen Wilden vom Verein vor dem nächsten Einstieg kaputt fahre – die Übersetzung passt einfach perfekt.
Die Hebel sind eine deutliche Verbesserung gegenüber den Vorgängern. Die neu gestalteten Taster sind besser zu erreichen und klarer zu unterscheiden. Der längere Hebelweg ermöglicht eine feinere Dosierung der Bremskraft. Die Ergonomie ist spürbar verbessert – die Griffe liegen gut in der Hand, egal ob am Ober- oder Unterlenker, und bieten festen Halt, ob bei langen Abschnitten oder im Sprint.
Bremsen: Kraftvoll und Leise
Der größere Belagsabstand hat das lästige Schleifen der Bremsscheiben endlich beseitigt. Die Bremsen greifen präzise zu, ohne viel Handkraft zu erfordern. Besonders bei hohen Geschwindigkeiten ist die Dosierbarkeit top. Kein Quietschen, kein Rubbeln – nur konstante, kraftvolle Bremsleistung. Auf meinen Abfahrten durch die kurvigen Straßen der Eifel-Region, wo es schnell und technisch wird, bleiben die Bremsen leise und kontrolliert, selbst wenn es mal härter zur Sache geht.
Semi-Wireless: Schnell gewohnt, doch den Akku im Blick behalten
Die semi-wireless Lösung von Shimano war zunächst ungewohnt. Die komplett kabellose Lösung von SRAM fand ich immer praktisch, aber ich habe mich schneller an Shimanos semi-wireless Setup gewöhnt, als ich dachte. Nach einer Weile denkt man kaum noch an die Unterschiede, denn die Schaltvorgänge sind blitzschnell und präzise, und das Cockpit bleibt genauso aufgeräumt.
Der einzige Haken: Man darf das Aufladen nicht vergessen. Bei SRAM war ich es gewohnt, einfach einen Ersatzakku zu packen. Im schlimmsten Fall konnte ich sogar den Akku vom Umwerfer zum Schaltwerk wechseln, um die Fahrt noch halbwegs fair zu gestalten, falls der Strom zur Neige ging. Mit Shimano gibt’s diese Option nicht. Wenn der Akku leer ist, war’s das – also heißt es, den Ladestand im Auge zu behalten, vor allem vor längeren Ausfahrten.
Fazit – Die Wahl der Profis
Die Dura-Ace Di2 R9200 überzeugt mit präziser Schaltung, kraftvollen Bremsen und einem spürbar besseren Handling. Die Performance ist konstant stark. Der Akku hält lange und lädt schnell, sollte aber trotzdem im Auge behalten werden, da es unterwegs keine Lösung gibt. Shimano liefert, wie ich es aus meinen Profi-Zeiten gewohnt bin – und es ist klar, warum der Großteil des Profi-Pelotons auf diese Gruppe setzt.